Fantastisch asiatisch
So könnte man den Geschmack und die Qualität asiatischen Kaffees auf den Punkt bringen, denn er ist geschmacklich etwas völlig anderes. Exoten wie Papua-Neuguinea und Osttimor sind hier genauso gefragt wie Vietnam, der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Da wundert es nicht, dass asiatischer Kaffee Millionen Kaffeeliebhaber:innen auf der ganzen Welt Gaumenfreuden bereitet.
CHINA
Arabica
800–1.800 m
2.000.000
Okt.–Febr.
Catimor, Caturra, Typica, SL34
Schokolade, Würzig, Milder Körper
China
Im Land der aufbrühenden Sonne
China und Kaffee? O ja, denn bereits 1887 machte das Land erste Erfahrungen mit Kaffee, der von Missionaren mitgebracht wurde. Bis zur Kultivierung dauerte es jedoch noch einige Jahrzehnte, und man kann bis heute sagen, dass China auf dem Weg ist, die wahre Liebe zum Kaffee zu entdecken – was beim Anbau allerdings schon lange der Fall ist. So entwickeln sich rund 95 % des chinesischen Kaffees in der Provinz Yunnan im Südwesten des Landes, wobei am häufigsten die Arabica-Varietät Catimor angebaut wird.
Frisch eingeschenkt:
unsere Hintergrundinfos
- Robusta wird in China nur auf der Insel Hainan angebaut, der Anteil der Gesamtproduktion ist mit unter 5 % allerdings verschwindend gering.
- Die Bohnen aus China überzeugen mit einer sehr dezenten Säure und einer natürlichen Süße
- Der Pro-Kopf-Verbrauch in China ist extrem gering und liegt bei nur zwei bis drei Tassen pro Jahr – Tendenz allerdings stark steigend
- Die Ausweitung der Anbaugebiete ist aufgrund der vielen Kälteregionen Chinas fast unmöglich
Indien
Indien
800–2.000 m
1.500.000 Arabica und 3.800.000 Robusta
Okt.–Febr.
S795, S274, Selection (4, 5, 5B, 6, 9) Kent, Cauvery, Robusta
Würzig, Mild, Kräftiger Körper
Indien
Indien besitzt Kaffee von Grösse
Indien und Kaffee? Genauso wie bei China sind die meisten erstaunt, wenn sie von der Kaffeeproduktion im Land des Tees erfahren. Ihre Geschichte begann mit dem legendären Heiligen Baba Budan, der 1600 n. Chr. in seinem Hof Baba Budan Giris in Karnataka sieben Samen der Sorte Mokka pflanzte. Lange Zeit blieben die Pflanzen eine Gartenkuriosität und verbreiteten sich langsam als Hinterhofbepflanzung. Dank britischer Unternehmer begann im 18. Jahrhundert der kommerzielle Kaffeeanbau, jedoch war Tee seit jeher viel präsenter. Dies änderte sich um 1942 mit der Gründung des Coffee Board of India. Die Regierungsbehörde förderte den Kaffeeanbau im indischen Hochland, das mit seiner tropischen, dschungelähnlichen Vegetation perfekte klimatische Bedingungen aufweist. Eine Besonderheit ist das „well-defined two-tier mixed shade canopy“, ein ausladendes zweistöckiges Blätterdach, das den Kaffeepflanzen ausreichend Schatten gewährt und somit einer der wesentlichen Gründe für den besonderen Geschmack indischer Arabica- und Robusta-Bohnen ist, die Kenner:innen auf der ganzen Welt lieben und schätzen.
Frisch eingeschenkt: unsere Hintergrundinfos
- Es existieren rund 250.000 Kaffeebauern, davon 98 % Kleinbauern
- Indischer Kaffee besitzt eine geringe Säure bei einem sehr würzig-aromatischen Geschmack
- Eine besondere Spezialität ist der berühmte
Monsooned Malabar:
- milder, rauchig-erdiger Geschmack mit Noten von Schokolade und Kräutern
- Neben dem Kaffee wachsen auch Bananen, Mangos, Jackfruits, Orangen oder Gewürze wie Kardamom, Zimt, Nelke – diesen Einsatz von Mischkulturen nennt man „Intercropping“
- Kaffee aus Indien wird vor allem in den südlichen Provinzen Karnataka, Kerala und Tamil Nadu gewonnen und unter einem dichten natürlichen Schattendach angebaut; die Provinzen sind Teil der Regionen der westlichen und östlichen Ghats, die gleichzeitig zu den 25 Biodiversitäts-Hotspots gehören
- Kaffee trägt wesentlich zur Erhaltung der einzigartigen biologischen Vielfalt der Region bei und ist auch für die sozioökonomische Entwicklung in den abgelegenen, hügeligen Gebieten verantwortlich
Indonesien
Arabica und Robusta
900–1.800 m
1.900.000 Arabica Und 10.150.000 Robusta
Okt.–Mai (Sumatra) Mai–Aug. (Java) Mai–Okt. (Sulawesi)
Tim Tim, Ateng, Onan, Ganjang, Typica
Milde Säure, kräuterartige Tasse, würzig
Indonesien
Indonesiens geschmackvolle Inseln
Bereits im Jahr 1712 wurde der erste indonesische Kaffee auf einer der 17.000 Inseln – Java – geerntet und in Amsterdam verkauft. Es war der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, in der Java damals zum wichtigsten Kaffeelieferanten für Europa avancierte. Heute belegt Indonesien mit einer Jahresgesamtproduktion von mehr als 660.000 Tonnen Kaffee Platz vier in der Welt und weiß mit hochwertigen Arabica- und Robusta-Kaffees zu begeistern, darunter Kopi Luwak, einer der teuersten Kaffees der Welt. Das Kuriose: Die rohen Kaffeekirschen werden zunächst von einer einheimischen Schleichkatzenart gefressen, den Fleckenmusangs. Danach holt man die Bohnen aus den Hinterlassenschaften der Tiere und bereitet sie trocken auf. Allerdings ist der Kopi Luwak internationaler Kritik ausgesetzt, da viele der Schleichkatzen in Käfigen gehalten werden. Daher sollte der Genuss des Kaffees nur nach sorgfältiger Prüfung erfolgen – wenn überhaupt.
Frisch eingeschenkt: unsere Hintergrundinfos
- Der Kaffeeanbau verteilt sich auf die Inseln Indonesiens: hauptsächlich Sumatra, Java, Sulawesi und Bali
- Verschiedene Prozessmethoden: gewaschene und
ungewaschene Aufbereitung sowie die spezielle
„Wet-Hulled-Methode“, genannt „Giling Basah“
- Bauern schälen die Kaffeekirschen in nassem Zustand
- Hoher Eigenkonsum von (hauptsächlich) Robusta
- Export von hochwertigen Arabicas
Osttimor
Arabica und Robusta
1.100–1.900 m
100.000 Arabica und 50.000 Robusta
Mai–Okt.
Catimor, Sarchimor, Hibrido de Timor
Milder Körper, leichtes Säurespiel
Osttimor
Osttimor machts vor
Der kleine Inselstaat in Südostasien liebt und lebt den Kaffeeanbau wie kaum ein anderes Land. Kaffee ist hier der Exportschlager Nummer eins und beschäftigt rund 25 % der Bevölkerung, die mit aller Leidenschaft der Kaffeeproduktion nachgehen – und das schmeckt man, denn der Kaffee Osttimors ist von außergewöhnlicher Qualität und fasziniert mit einem hervorragenden Geschmack. Hierfür sind beste klimatische Voraussetzungen sowie die Höhenlagen des Landes ebenso verantwortlich wie der vulkanische Boden, der Pestizide und Kunstdünger überflüssig macht.
Frisch eingeschenkt: unsere Hintergrundinfos
- Die Kaffeeplantagen stammen aus der Zeit der portugiesischen Kolonialherrschaft
- Der Kaffee wurde von den Portugiesen in den frühen 1800er Jahren eingeführt
- Osttimor ist eines der kleinsten Anbauländer der Welt
- Kaffeeanbau ohne Chemikalien und Pestizide
Papua-Neuguinea
Arabica
1.000 –1.600 m
850.000
Febr.–Juli (Haupternte) Dez.–Jan. (Nebenernte)
Arusha, Blue Mountain, Typica
Kräftiger Körper, Würzig, Fruchtig
Papua-Neuguinea
Papua-Neuguineas perfekte Plantagen
Das Land in Ozeanien besitzt hervorragende klimatische Bedingungen für den Kaffeeanbau sowie eine vielfältige Landschaft, die mit ihren zerklüfteten Gebirgsketten, tiefen Tälern und schwer zu passierenden Hochebenen für eine große Geschmacksvielfalt sorgt. Etwa 75 % des Kaffees werden hier auf kleinen Plantagen mit weniger als 60 Bäumen angebaut, die im westlichen und östlichen Hochland liegen (in 1.300–1.600 Meter Höhe) und größtenteils von Familien per Hand bewirtschaftet werden. Kultiviert wird vorwiegend Arabica mit den Varietäten Mundo Novo, Caturra und Bourbon. Etwa 5 % des Kaffees entfallen in Papua-Neuguinea auf Robusta, der im Flachland des Gebiets Estern Septik angebaut wird.
Frisch eingeschenkt: unsere Hintergrundinfos
- In Papua-Neuguinea gibt es über 800 Sprachen und über 700 Stämme
- Kaffee wurde erstmals um 1926 kultiviert (Blue Mountain)
- Der Kaffeesektor ist von enormer Wichtigkeit:
- Ca. 40 % der Bevölkerung (ca. zwei bis drei Millionen Menschen) arbeiten direkt oder indirekt in der Kaffeebranche
- Keine Chemie: Das Laub der Bäume sowie Schale und Pulpe der Feldfrüchte düngen auf natürliche Weise
- Kaffee aus Papua-Neuguinea weist eine geschmackliche
Ähnlichkeit mit dem Jamaica Blue Mountain auf:
- unvergleichlich, intensiv-würziger Charakter
- ungewöhnliche Noten: Rauch, Laub, Erde und Moos
- natürliche Süße
Vietnam
Arabica und Robusta
600–1.000 m
1.500.000 Arabica und 29.500.000 Robusta
Okt.–Apr.
Robusta-Varietäten, Catimor, Typica, Bourbon
Konsistent, Mittelkräftiger Körper
Vietnam
Vietnam: kleines Land, groSSe Produktion
Als französische Missionare den Kaffee 1857 nach Vietnam brachten, konnten sie nicht ahnen, wozu dies einmal führen würde: Das Land ist heute der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Sie haben richtig gelesen, denn Vietnam kultiviert seine Bohnen in einer abwechslungsreichen Landschaft mit idealen klimatischen Bedingungen, Fleiß und Engagement – wobei das volle wirtschaftliche Potenzial des Küstenstaates erst um 1980 entdeckt wurde. Intensive Investitionen aus der Sowjetunion und der DDR ließen die Kaffeeproduktion Vietnams in die Höhe schießen. Heute wird auf den meist kleinen Farmen im Land vor allem Robusta angebaut.
Frisch eingeschenkt: unsere Hintergrundinfos
- Anbaugebiete finden sich hauptsächlich in den Central Highlands
- Robusta-Produktion zu über 95 % auf kleinen Farmen
- Geringer Teil wird auf staatlichen Kaffeeplantagen angebaut
- Verschiffung erfolgt über Ho Chi Minh City
- Starker Anstieg der Produktion durch große
Investitionen aus der Sowjetunion und der DDR in den
1970er und 1980er Jahren
- Beide Länder hatten nur sehr eingeschränkten Zugang zu Rohkaffee durch Handelsembargos mit zentralamerikanischen Ländern
- Sie brauchten ein sozialistisch regiertes Land zur Deckung ihres Kaffeebedarfs